Nachdem ich im letzten Jahr im Januar und Februar bereits Arizona und Kalifornien auf einer Rundreise kennenlernte, wurde ich, etwas unerwartet, ein USA-Fan.
Und startete in diesem Sommer wieder zu einer Tour durch Kalifornien.
Vegetarische Highlights
Im letzten Urlaub gab es essensmäßig noch keine Einschränkung für mich. Seit diesem Jahr steht das Vorzeichen auf vegetarisch. Das bedeutet in meinem Fall weder Fisch noch Fleisch. Mir war vor der Reise schon klar, es würde ein kleines Abenteuer werden. Natürlich musste ich häufiger umdisponieren, Dinge auf der Speisekarte ändern lassen. Aber insgesamt lief es besser als erwartet im „Land der Fleischberge“.
Nur den Begriff „Veggie Patty“ kann ich nicht mehr hören. Bedeutet so viel wie „vegetarischer Bratling“. Es ist ein industriell geformtes, kreisförmiges, blasses Ding, das zum Großteil aus undefinierbaren Körnern besteht, ergänzt durch etwas Gemüse. Ich lernte Veggie Patties gekocht, gebraten und gebacken kennen, am Stück, in Streifen geschnitten oder gewürfelt. Unbeeindruckt von diversen Zubereitungsform blieben Geschmack und Konsistenz einfach immer unverändert. Oft wurden Veggie Patties dazu benutzt, bei einem Standard-Fleisch-Gericht einfach das Fleisch zu ersetzen. Irgendwann hatte ich die Vision einer Veggie-Patty-Fabrik, die Tag und Nacht nur dieses eine Produkt ausspeit und mindestens ganz Kalifornien, wahrscheinlich aber die gesamte USA damit überzieht.
Nun, um es positiv zu sehen, ich habe mein Gewicht in diesen 14 Tagen gehalten.
Weite des Himmels
Am meisten beeindruckt hat mich auch dieses Jahr wieder der Himmel. Klingt kitschig, ist aber wirklich ein Erlebnis. Warum wirkt der Himmel eigentlich überall in Kalifornien – zumindest außerhalb der Städte – so unglaublich weit und hoch? Er kommt mir viel weiter vor als bei uns. Und das Gefühl nahezu unbegrenzter Weite über mir fühlt sich gut an. Das Wort „unbegrenzt“ lässt sich nicht steigern, aber wenn es eine Steigerung davon gäbe, wäre sie als erstes für diesen Himmel anwendbar.
In diesem Jahr habe ich das Wetterphänomen Virga kennengelernt. Alleine den Namen finde ich schon poetisch. Klingt wie eine griechische Göttin. Virga bedeutet, es regnet, aber der Regen erreicht die Erde nicht, er verdunstet vorher. An diesem weiten Himmel fällt also aus großen Wolken ein dichter Regenschleier, der einfach auf halbem Weg nach unten aufhört.
Unsere Reise begann in diesem Jahr in Los Angeles, das wir nahezu unbesichtigt hinter uns ließen, um mit einem Mietwagen Richtung San Diego zu fahren.
Die Gegend um San Diego mag ich auch deshalb, weil mir alles so gechilled vorkommt, entspannt. Die meisten Menschen scheinen auf Boards, Fahrrädern oder Inlinern unterwegs zu sein. Oder sie joggen oder schwimmen. Alle genießen das super Wetter. Fast immer Sonne. Kein Winter, statt dessen nur gemäßigtere Temperaturen. Der nächste Strand ist nie weit entfernt. Das alles führt zu einem speziellen Lebensgefühl. Einen Urlaub lang pro Jahr halte ich das sehr gut aus.
Solana Beach
Eher durch Zufall waren wir bei der Reiseplanung auf einen kleinen Ort an der Pazifikküste, ca. 25 Meilen von San Diego entfernt, gestoßen:
Solana Beach mit etwa 12.000 Einwohnern, bei Touristen offenbar nahezu unbekannt. Uns gefiel es dort so gut, dass wir unsere – zum Glück flexiblen – Reisepläne änderten und 4 Tage blieben. Vom Hotel aus konnten wir zu Fuß in 5 Minuten den Strand erreichen. Und Solana Beach hat den schönsten Strand, den ich bisher kennen gelernt habe. Eine gemäßigte Steilküste aus gelbem Sandstein verleiht ihm seinen besonderen Reiz. Selbst in der Hochsaison war es angenehm leer.
San Diego
Auf der Weiterfahrt nach San Diego genossen wir zunächst die spektakuläre Aussicht vom Mount Soledat auf einen großen Teil der Stadt.
Am folgenden Tag fuhren wir in den Stadtteil Pacific Beach, um im angesagten Frühstückslokal Kono’s zu brunchen. Kono’s liegt sehr malerisch direkt am Crystal Pier. Was letztes Jahr im Januar mit nur einer halben Stunde Wartezeit locker zu realisieren war, erwies sich jetzt im Juli als unmöglich, wollten wir nicht ein Verhungern in der Warteschlange riskieren. Aus Platzmangel verteilten sich die Gäste mit ihren typisch amerikanischen Frühstücksplatten selbst im weiteren Umfeld des Lokals, aßen im Stehen oder auf Bordsteinen sitzend, nachdem sie Stunden gewartet hatten. Wir beschlossen, lieber weniger hip, dafür aber satt zu sein. Also gab es nur ein Erinnerungsfoto, bevor wir zum nächsten Lokal um die Ecke zogen.
Ein Muss für Pacific Beach-Besucher ist auch der Crystal Pier selber. Ein sehr breiter, weißer Holzpier, von dem man den breiten Sandstrand und die zahlreiche Surfer beobachten kann. Die erste Hälfte des langen Piers ist rechts und links jeweils mit einer Reihe von Holzhäusern bebaut. Sie gehören zum Crystal Pier Hotel. Man kann sie wie Hotelzimmer mieten. Vor jedem Haus gibt es Parkplätze und der Pier ist in diesem Teil für Autos befahrbar. Was mich etwas erstaunte, da mir die Holzbohlen schon sehr altertümlich und wackelig erschienen. Ich müsste hier nicht unbedingt übernachten, zumal den ganzen Tag lang die Touristen in der Mitte zwischen den beiden Häuserreihen hindurchströmen. Man muss das schon mögen …
In weiteren Beiträgen werde ich über meine Lieblingsorte Palm Springs und San Francisco berichten.